Wildvögel bauen ein Nest im Blumenkasten
In der heutigen Zeit ist es gar nicht mehr so ungewöhnlich, dass unsere Wildvögel auch auf dem Balkon oder einer Terrasse ihre Nester bauen, da sie in der Natur immer weniger Brutplätze finden.
Selbst Enten und Tauben suchen inzwischen nach Brutplätzen auf Balkon und Terrasse, um zu Brüten, und das sogar in den höheren Etagen der Wohnhäuser.
Das Headerbild zeigt ein Amselküken das im Balkonkasten auf dem Balkon meines Nachbarn aufgezogen wurde. Freundlicher Weise hat er mir das Foto zur freien Verfügung gestellt, sodass ich es euch präsentieren kann. Auf meinem Balkon brüten die Vögel leider nicht, da ich eine Katze habe. 🙂 Ich hätte meine helle Freude daran, die Brutzeit auch auf meinem Balkon zu verfolgen – hin und wieder hatte ich ja das Vergnügen und konnte bei meinem Nachbarn die Amselfamilie besuchen und immer ein wenig beobachten.
Im Frühling – je nach Wetterlage – fangen die ersten Vögel bereits Anfang März mit dem Nestbau an. Wer es einmal beobachtet, pausenlos fliegen die Vögel mit Nistmaterial im Schnabel hin und her. Leider haben sie nicht nur geeignetes Nistmaterial dabei, ich habe es auch schon auf dem Balkon meines Nachbarn gesehen, dass herumliegender Plastikmüll für den Nestbau mit verwendet wurde. Echt traurig!
In dieser Zeit ist es auch ganz besonders wichtig, dass wir unsere Wildvögel mit artgerechtem, guten Futter unterstützen, damit sie diese anstrengene und energiezehrende Zeit gut meistern können. Natürlich sollte auch täglich frisches Wasser für unsere Wildvögel auf dem Balkon oder der Terrasse zur Verfügung stehen.
Wer Haustiere hat, kann ggf. auch gutes Nistmaterial zur Verfügung stellen, denn ausgekämmte Tierhare von Hund, Katze, Kaninchen, etc. ist tolles Nistmaterial für unsere Wildvögel. Lese dazu auch meinen soeben verlinkten Beitrag!
Ein Erlebnis der besonderen Art
Eine liebe Bekannte von mir hatte ebenso das Vergnügen, dass im letzten Jahr eine Amselfamilie auf ihrem Balkon ein Nest gebaut hatte und dort ihre Küken aufzog. Das war immer total spannend, wenn sie die jeweiligen Fotos auf Facebook postete. (alle 4 Abb. © M. Nevoigt)
Sie hat diese kleine Amselfamilie so liebevoll umsorgt, sodass es ihr an nichts fehlte. Sogar ein kleines Regendach wurde gebastelt, weil es manchmal wie aus Eimern schüttete, damit das Nest – und somit vor allem auch die 5 Nestlinge – trocken blieben. Total süß! 🙂 Herzlichen Dank an dich, liebe Marion, dass ich deine Bilder auf meinem Blog zeigen darf und dass du dich so rührend um deine kleine Amselfamilie gekümmert hast! 😉
Was ist zu beachten und wie verhalte ich mich?
Es ist wichtig, dass die Vögel wirklich in aller Ruhe brüten können, das bedeutet, dass man nicht ständig am Nest schaut und es vor allem nicht anfasst, bzw. berührt. Hin und wieder schauen ist ja ganz okay, aber dann macht das ganz vorsichtig, wenn die Vögel gerade „außer Haus“ sind und sich Nahrung beschaffen, damit sie auf keinen Fall beim Brüten gestört werden.
Absolute Ruhe hat während der Brutzeit oberste Priorität für die Vögel, damit sie keinen Stress haben! – Ganz besonders, wenn du noch kleine Kinder hast, ist es für die Kids ein absolutes Highlight, die Aufzucht der Jungen mitzuerleben. Gerade solche Erlebnisse prägen unsere Kinder und sie gehen später auch gut mit unseren Wildtieren um. Durch Abenteuer dieser Art bekommen sie auch eine ganz andere Beziehung zu unseren Tieren.
Von daher, Finger weg vom Nest und auf keinen Fall die Küken streicheln, sondern einfach nur zuschauen und artgerechtes Futter zur Verfügung stellen, soweit das für dich möglich ist – wenn du dich daran hältst, machst du alles richtig und die Vögel werden sich auf deinem Balkon wohl fühlen.
Täglich frisches Wasser und Futter bereitstellen
Täglich solltest du den Alt-Vögeln auch frisches Wasser (Kein Wasser oder gar Milch für die Vogelküken !!!) und artgerechtes Futter zur Verfügung stellen. Oberste Priorität hat zudem die Hygiene am Futterplatz – d. h. immer die Schalen mit klarem Wasser reinigen, bevor neues Futter und Wasser hineinkommt.
Idealerweise stellst du die Schalen für die brütenden Vögel in der Nähe ihres Nestes auf. Der beste Zeitpunkt dafür ist, wenn sie gerade nicht im Nest sind, damit sie nicht gestört werden. Falls vom Platz her möglich, vielleicht kannst du das Brutpaar separat mit Futter und Wasser versorgen, indem du die Futter- und Wasserbehälter für die anderen Vögel etwas weiter entfernt aufstellst, damit das Brutpaar auch durch die anderen Vögel nicht gestört wird.
Welches Futter ist jetzt notwendig, damit die Wildvögel und auch deren Küken richtig ernährt werden?
Manch einer hat sicherlich ein Problem damit, wenn ich jetzt schreibe, dass die Jungvögel ausschließlich mit Lebendfutter oder alternativ mit gefrorenen Insekten, Mehlwürmern, etc. gefüttert werden. Alles andere ist schädlich für sie und kann durchhaus auch zum Tod führen.
Getrocknete Insekten oder Mehlwürmer machen überhaupt keinen Sinn, da in diesen Futtermitteln rein gar nichts mehr an Nährstoffen vorhanden ist, das Geld dafür kannst du dir wirklich sparen.
Auch solltest du während der Aufzuchtsphase alle Fettfutter-Produkte (Erdnussbutter für Wildvögel, Energiefutterplatten, in Fett getränkte Haferflocken, gehackte oder ganze Erdnüsse, Haselnüsse oder Walnüsse) komplett verbannen, denn die Nestlinge können wirklich daran ersticken, wenn sie damit gefüttert werden.
Generell solltest du zur Brut- und Aufzuchtszeit immer NUR Lebendfutter oder TK-Alternativen füttern. Dazu gibt es einen eigenen Betrag auf meiner Seite – lese ihn auf jeden Fall!
Jetzt solltest du aber nicht auf die Idee kommen, einem Nestling einen gefundenen Regenwurm in den Schnabel zu stecken – auch der ist tödlich für die Jungvögel. Amseln beispielsweise, verfüttern Regenwürmer nur an ihre Jungen, nachdem diese vorher von ihnen verdauungsfähig gemacht wurden, damit die Regenwürmer von den Nestlingen vertragen werden. Die äußere Schleimschicht wird von den Altvögeln entfernt und auch der Darm der Regenwürmer wird erst einmal entleert, da sich dort Erde drin befindet, die tödlich für die Jungvögel ist. Und erst danach füttern die Altvögel ihre Brut mit den Regenwürmern. – Du solltest generell nicht auf die Idee kommen, die Küken mit der Hand zu füttern, überlasse das immer den Elterntieren.
Anders sieht es aus, wenn Küken verletzt sein sollten – aber auch dann: Erst mal Finger weg und sofort eine Vogelauffangstation kontaktieren (mit PLZ-Verzeichnis) – sie werden dir sagen was zu tun ist, wenn sie den jeweiligen Sachverhalt kennen.
Jungvogelversorgung und auch die Aufzucht gehört ausschließlich in die Hände ausgebildeter und sachkundiger Fachkräfte!
Auch wenn es jetzt hart klingt, aber, wenn du nicht bereit bist, die Tiere entsprechend ihrer Natur zu versorgen, dann füttere bitte gar nicht! Die Altvögel werden sich Futter anderweitig besorgen, wenn sie auf deinem Balkon nichts bekommen. Dann schau einfach nur zu und beobachte die Aufzucht. Das ist völlig in Ordnung, denn nicht jeder kann Lebendfutter füttern oder hat die finanziellen Mittel dafür über. Ich konnte anfangs auch keine lebenden Mehlwürmer füttern, inzwischen geht es aber ganz gut, da mir klar ist, dass die Vögel halt Lebendfutter brauchen.
Eine Katze oder einen Hund füttert man ja beispielsweise auch nicht mit einer Banane, nur weil man kein Fleisch füttern will – Katzen und Hunde brauchen genauso tierische Kost, wie unsere Wildvögel. Bei diesen Tieren weiß man es einfach, was sie brauchen – dieses Wissen fehlt oftmals im Bereich unserer Wildvögel und leider sterben unzählige Küken, weil sie mit falschem, nicht artgerechtem Futter gefüttert werden.
Wichtig ist, dass die Brut artgerechtes Futter erhält und nicht einfach irgend etwas, weil man ja füttern möchte. Im Interesse der Vögel, wenn du fütterst, dann bitte artgerecht, ansonsten solltest du nicht füttern!
Mach dir bewusst, was ein Vogel in der Natur frisst. Kein Altvogel flöst seiner Brut Wasser oder gar Milch ein (hat es auch schon gegeben) von daher, die zuvor genannte Tränke ist für die Altvögel gedacht, da sie ja Wasser benötigen, aber nicht für die Jungvogelschar. Die Jungvögel sterben, wenn du ihnen Wasser einflöst.
Wenn die Nestlinge flügge werden, das Nest bitte nicht entfernen!
Liebe Vogelfreunde, bitte entfernt die Nester nicht sobald die Vögel flügge sind, denn oftmals kommen die Altvögel wieder und es folgt eine zweite und manchmal sogar dritte Brut hinterher. Allerdings ist das immer abhängig davon, ob die Vögel während dieser Zeit genug Futter finden oder angeboten bekommen.
Aber auch die Ästlinge, wie die Küken heißen, wenn sie das Nest verlassen haben, kommen oft noch die erste Zeit zum Schlafen ins Nest zurück.
Bei unseren Rotkehlchen habe ich es im vergangenen Jahr erlebt, dass sie sogar 4 x gebrütet haben – bis in den späten Herbst hinein. Und jedes Mal kamen sie mit ihren Jungen auf meinen Balkon zum Fressen.
Wichtiger Hinweis!
(Text + Abb. Nabu.de auf Facebook)
Viele Vögel sind zurzeit auf der Suche nach Nistplätzen. Durch den Verlust natürlicher Lebensräume kann es schon einmal passieren, dass sie auf unseren Balkonen brüten. Tipps für das Zusammenleben mit den neuen Balkon-Bewohnern:
- Die Nester heimischer Brutvogelarten stehen unter Naturschutz und dürfen nicht zerstört und die Brut nicht gestört werden.
- Balkon weiter nutzen mit Rücksicht und Geduld: Viele Vogelarten können sich an Menschen gewöhnen und nehmen sie während des Brütens nicht als Bedrohung wahr.
- Kurzer Besuch: Die meisten Singvögel brüten zwei Wochen und die Jungvögel verlassen das Nest nach weiteren zwei Wochen.
- Einmaliges Naturschauspiel: Nutzt die Chance und beobachtet die Brut und die schlüpfenden Jungvögel hautnah!
Der Lohn für all deine Mühen ...
Die Unterstüzung unserer Wildvögel während der Brut ist mit Arbeit, Zeit und auch einem gewissen finanziellen Einsatz verbunden wenn du ihnen artgerechtes Futter (ausschließlich Lebendfutter für die Jungvogelaufzucht) zur Verfügung stellst, wie auch, dass die Wildvögel Dreck auf Balkon und Terrasse hinterlassen. Wenn du dir dessen bewusst bist und trotzdem Freude an unseren Wildvögeln behältst, wirst du viele schöne Momente mit ihnen erleben.
Für mich persönlich ist es reine Entspannung vom Berufsalltag, den Vögeln, die auf meinen Balkon regelmäßig zu Gast sind, zuzuschauen und ja, so manches Mal zaubern sie einem auch ein Lächeln ins Gesicht.
Sei es, dass sie sich ums Futter streiten – dass die Jungvögel gerne noch Hotel Mama in Anspruch nehmen (letztes Video), obwohl sie längst selbst fressen können, bis hin, dass besonders die Meisen, aber auch die Rotkehlchen, die Mehlwürmer sogar aus der Hand fressen. 
Teilweise sind sie sogar bis in mein Wohnzimmer gekommen (als unsere Katze noch nicht da war) und haben sich das Futter selbst geholt, weil es ihnen wohl nicht schnell genug draußen auf dem Balkon stand. 🙂 Das Rotkehlchen auf dem Video hatte Jungvögel zu versorgen, daher die ganzen Mehlwürmer im Schnabel. 🙂
Gerne nehme ich die Arbeit in Kauf und komme auch für die Kosten geeigneter Futtermittel auf, damit unsere Wildvögel weiterhin eine gute Chance haben zu überleben. Unzählige Vögel sind bereits den Pestiziden, dem Abholzen der Wälder und der generellen Zerstörung unserer Natur zum Opfer gefallen und immer weniger finden sie nichtverseuchtes Futter, Brutplätze, wie auch geeignete Lebensräume.
Meisenfamilie am Futterglas mit Erdnussbutter für Wildvögel. Am Ende ist dann die ganze Meisenfamilie versammelt. 🙂